Friederike „Friedel“ Stritt (1880 – 1947)

Friederike Marianne Albertine „Friedel“ Stritt wurde am 11. April 1880 in Karlsruhe geboren. Ihre Eltern sind die Frauenrechtlerin Marie Stritt und der Opernsänger Albert Stritt.

Friederike wollte zuerst auch Schauspielerin werden. Doch ihr erster Lehrer, der Hofschauspieler Adolph Wind, sowie „finanzielle Schwierigkeiten“ ließen sie zur Rezitation wechseln. 1903 trat sie zum ersten Mal als Vortragskünstlerin im Dresdner Palmengarten auf; es folgten ungezählte Programme mit Texten der Klassik, zeitgenössischer und Dresdner Schriftsteller. Für Friederike ging es bei der Rezitation darum, die „seelischen Werte eines dramatischen Kunstwerks restlos auszuschöpfen.“ Für die „Rednerliste des deutschen Vortragsverbandes“ tätig, bereiste sie über hundert deutsche Städte. Als diplomierte Lehrerin für Stimmbildung unterrichtete als Dozentin am Dresdner Konservatorium und verfasste Beiträge für Bühnenzeitschriften zur Sprech- und Vortragskunst, zu Sprechproblemen von Schauspielern und der besonderen künstlerischen Form des Sprechchores.

Jahrelang war Friederike Stritt auch an der 1919 gegründeten Volkshochschule Dresden tätig. Erstmals trat sie am 12. Juli 1919 auf der Gottfried-Keller-Feier in der Realschule Seevorstadt auf, zu der 500 Volkshochschulmitglieder kamen. Stritt bot „Übungen im lautreinen Sprechen“ und Vorträge aus Dichtungen von Kurt Arnold Findeisen, wie im Lehrprogramm Mai-Juni 1920 ausgeschrieben. Seitdem war sie mit der Volkshochschule bis zu deren Schließung durch die Nazis im Jahr 1933 eng verbunden – als Dozentin und vor allem als Leiterin deren einzigartigen Sprechchores.

Obwohl nicht in Siebenbürgen geboren und aufgewachsen, fühlte sich Friederike Stritt besonders mit Schäßburg eng verbunden. Sie ist auch wiederholt dort zu Besuch gewesen.

Über einen Rezitationsabend der jugendlichen Künstlerin am 12. April 1905 mit Gedichten von Schiller, Goethe, Heine, Eichendorff, Möricke, Hebbel, Fontane, Liliencron, Arno Holz u. a., dem man mit großem Interesse entgegengesehen habe, schreibt der „Großkokler Bote“: „Das Publikum, entzückt von ihrer herrlichen Kunst, spendete nach jeder Programmnummer unaufhörlich Beifall.“ In der „Schäßburger Zeitung“ vom 30.4. findet sich folgende Notiz:

„Frl. Friederike Stritt hat die Hälfte des Reinertrags ihres am 12. April hier veranstalteten Rezitationsabends im Betrag von 152 K 20 h dem Verein für Frauenbildung gewidmet mit dem Wunsche, dieselbe in die Therese-Bacon-Stiftung nutzbringend anzulegen. Für diese schöne Gabe dankt wärmstens die Verwaltung der Therese-Bacon-Stiftung.“ Therese Bacon war übrigens die Großmutter Stritts.

Friederike Stritt starb am 18. September 1947 in einem Krankenhaus in Amsdorf bei Dresden. Die schlimmen Erlebnisse bei der Bombennacht und die schwere Zeit danach, Krankheit, Entbehrungen und Hunger hatten ihren Lebensabend geprägt.

Aus Briefen an Familienmitglieder, die Zweite Weltkrieg nach Rieth in Thüringen verschlagen hatte, spricht die große Bedeutung, die damals zum Beispiel ein Päckchen mit einem Kilo Kartoffeln hatte. Oder, wie Tante Friedel an ihr „Liebes Lieschen“, die Schriftstellerin Elisabeth Hering, am 21. Juni 1946 schreibt: „Mal Milch trinken, mal ein Ei bekommen – danach sehnt man sich.“

Eine vorgesehene Übersiedlung nach Rieth kam nicht mehr zustande.