Hans Leicht „Gedichte“

Schon mit 15 Jahren begann der 1886 im siebenbürgischen Schäßburg geborene Hans Leicht, Gedichte zu schreiben. Doch nur wenigen seiner vielen Werke war es vergönnt, zu seinen Lebzeiten gedruckt zu werden. Seine Übertragungen aus dem Ungarischen wurden als „Perlenstrauß ungarischer Dichtungen“ erst nach seinem Tod frühen 1937 in Budapest veröffentlicht. Mit dem Tod Leichts begann die Arbeit am Sammeln, Ordnen und Abschreiben seiner eigenen Werke. Auch Leichts Witwe Kitty und seine älteste Tochter, die Schriftstellerin Elisabeth Hering, waren daran beteiligt. Die Herausgabe eines Gedichtbandes ist damals nicht gelungen; Krieg, Flucht und Neubeginn nach 1945 haben es nicht zugelassen.

Heute – mehr als 80 Jahre nach dem Tod Hans Leichts – liegt dessen dichterisches Werk erstmals in einer Gesamtausgabe vor.


Das E-Book ist demnächst bei Thalia, Amazon etc. erhältlich.

Copyright: Das Buch darf herunter geladen und für private Zwecke genutzt werden. Eine Vervielfältigung und/oder Verbreitung der kompletten Sammlung in dieser Form ist nur mit Genehmigung gestattet. Grundsätzlich sind die Texte Hans Leichts jedoch gemeinfrei und dürfen von jedermann nach belieben genutzt und auch kommerziell verwertet werden.


„Ein Perlenstrauß ungarischer Dichtungen“, Vorwort zur 2. Auflage 1939

DR. HANS LEICHT, der in diesem Bändchen Perlen ungarischer Dichtkunst in deutscher Sprache erglänzen lässt, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Seine große Seele ist vor zwei Jahren in eine bessere Welt entschwunden, dorthin, wo er die edlen Bestrebungen seiner idealen Ge¬fühlswelt weiterträumen kann. In den freien Stunden, die ihm seine prosaische Beschäftigung als Rechtsanwalt ließ, wurde sein Poetengemüt von dem Flug der Flammenseele unserer Dichterfürsten mit emporgetragen, und seine künst¬lerischen Übersetzungen — eine schöner als die andere — würden umfangreiche Bände füllen. Von diesen Übersetzun¬gen hat seine tief um ihn trauernde Gattin einige mit ver¬ständnisvollem Empfinden ausgewählt und sie für das deutschsprechende große Publikum zu einem farbenreichen Strauß gebunden.

Durch seine siebenbürgisch-sächsische Abstammung war Hans Leicht mit der Gabe vollendeter Meisterung der deutschen Sprache beschenkt worden. Seine dichterische Seele brachte ihn den herrlichen Schöpfungen unserer Dichtkunst nahe und sein Empfinden für das Kemunga- rische ermöglichte es ihm, die Ideenwelt der ungarischen Dichter vollkommen zu verstehen und zu erfühlen. Er gibt all das, was der Originaltext ausdrückt, nämlich nicht nur das Formvollendete der Verse, sondern auch deren Sinn und Geist, unvergleichlich getreu in deutscher Übertragung wieder.

Die in diesem Band gesammelten Gedichte bedürfen weder des Lobes noch der Würdigung, geschweige denn der Erläuterung. Sie sprechen für sich selbst, nicht nur zu den ungarischen Lesern, die ja jede Zeile der Originaldichtung auswendig wissen, sondern auch zu jenen, die nur daraus den hohen Schwung der Seele, die Tiefe der Lebensphilo¬sophie, das patriotische Empfinden und die seherischen Mahnworte der größten ungarischen Dichter kennenlemen.

Mit zwiefacher Freude geleite ich mit diesen Zeilen die Meisterwerke der Übersetzungskunst auf den Weg, weil ich damit nicht allein dem posthumen Willen eines edlen Ge¬mütes entspreche, sondern fühle, dass ich zur Verewigung des Andenkens eines tief betrauerten guten Freundes auf die würdigste Weise beitrage, wenn ich die Träume seiner schönen Seele im Reflex der Gefühlswelt unserer größten Dichter dem Publikum vermittle.

Budapest, Dezember 1939.
Dr. Gábor von Ugron

Präsident des Landessenats für Kunst und Literatur.